Montag, 11. März 2013

Generation (wh)Y

Welch ein Wochenende! Ich war auf dem Recruiting-Tag der Buchakademie im Literaturhaus in München. Ich bin dort morgens hingegangen offen für das, was mich erwartet und nachmittags komplett geflasht und beflügelt von dem ganzen Input wieder aus dem Literaturhaus herausgestolpert. So viele Möglichkeiten, so viele tolle Verlage, Unternehmenstrukturen, aber auch so viele Anforderungen. Und immer wieder stachen bei den Gesprächen und den Vorträgen zwei Themen hervor: Die Bezahlung von Volontären und Praktikanten in der Verlagsbranche und das Stichwort "Generation Y". Diese Themen waren aber nicht nur im Literaturhaus präsent, sondern just an diesem Wochenende auch Thema in der Zeit. Dort wurde erörtert, ob die Jungen nun einfach nur faule Gören sind, oder das Zeug haben die Wirtschaftswelt zu revolutionieren. Man wird es sehen. Eines wurde jedoch deutlich: Dieser Generation der nach 1980 geborenen, zu der ich offenkundig auch gehöre, geht es laut der Zeit nicht mehr so sehr um Erfolg und Karriere, sondern um Sinn, angenehmes Arbeitsklima und einen Job der Spass macht, wo man morgens gerne hingeht. Bei all diesem habe ich mich tatsächlich ertappt gefühlt. Aber unweigerlich frage ich mich, ob das wirklich so ist. Wollen wir tatsächlich weniger Erfolg, Karriere, gar Geld? Ich bin mir da nicht sicher... Wollen wir nicht eigentlich auch eine gute Bezahlung und immer ein bisschen besser werden? Ich würde sagen JA! Aber vielleicht nicht mehr um jeden Preis. Ich persönlich verzichte gerne auf 100€ Gehalt, wenn ich dafür ein schönes Arbeitsklima bekomme, ich begeistert von der Arbeit bin und weiß, ich habe da Chancen, werde gefördert. Aber ist das dann tatsächlich weniger? Eigentlich ist das doch mehr. Und das ist auch gut so. Also, dass ich, wir, meine Generation offensichtlich nicht mehr alles so hinnehmen wollen. Nicht mehr nur arbeiten, weil man es muss.
Aber es ist ein schwieriges Unterfangen. In Zeiten, wo die Anforderungen an die Jungen immer mehr wachsen, man drei, vier, fünf Praktika machen muss, alle halbe Jahr umziehen und jeden Cent umdrehen.
Ich persönlich würde mir wünschen, dass viele Verlage, Unternehmen und Firmen eben jenen Mut und jene Zuversicht aufbringen würden, die wir zwangsläufig haben müssen. Den Mut auch mal jemandem eine Chance zu geben etwas zu lernen und nicht zu erwarten, dass man schon alles kann. Besonders bei Praktika und auch bei Volontariaten. Denn, und das war am Samstag im Literaturhaus eine Aussage, Volontariate sind noch Teil der Ausbildung. Na bitte! Dann möchte ich aber auch, dass der Wille, die Begeisterung, die Vielseitigkeit eines Menschen zählen und seine Fähigkeit sich neues zu erschließen und neugierig zu sein und nicht irgendwelche platten Kenntnisse von Programmen und Tools, denn die sollten dann ja gelernt werden. Die 'Young Professionals' warten nur darauf Ihre Begeisterung loswerden zu können. Aber professionell wird man nicht allein von einem Tag auf den anderen. Wir stehen an den Kopierern, wie Tea Herovic im Börsenblatt des deutschen Buchhandels schreibt, oder sitzen in der Abstellkammer und bearbeiten die Exceltabelle und warten nur darauf gefordert und gefördert zu werden, eine Chance zu erhalten. Den Artikel von Tea habe ich natürlich gleich bei Facebook geliket und geteilt, bin ja Social-Media erfahren, jaja. Und zack bekam ich bei Whatsapp eine Nachricht von einem sehr guten Freund, der fragte, ob Tea über mich geschrieben hätte? Tja, das zeigt nicht nur, wie vernetzt und multimedial wir Ypsilons sind, sondern auch, das wohl was dran ist. (Und tatsächlich hatte ich ein nettes gespräch mit Tea.)

Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich was ändert, dass wir die Chance bekommen, uns einzubringen und die Medienwelt nicht nur in Hinsicht auf den digitalen Wandel mitgestalten dürfen. Ich jedenfalls will, und das hat sich mir an diesem Wochenende besonders gezeigt.




P.S.: Liebe Personaler, die ihr das nun vielleicht gelesen habt. Ich weiß, auch ihr könnt nicht immer so wie ihr wollt, aber behaltet das mal als lieb gemeinte Kritik im Hinterkopf. Es erwartet keiner, dass sich das von heute auf morgen alles ändert....aber peu à peu. Und wir tun unser Bestes, euren Wünschen und Anforderungen zu genügen :-)



1 Kommentar:

  1. Auch ein guter text zu diesem Thema:
    http://bucharrest.wordpress.com/2013/02/28/zivilcourage-soziales-gewissen-gesellschaft-buchbranche-nachwuchs-wtf/

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